Warum Menschen in Konfliktsituationen unterschiedlich reagieren und wie ich damit adäquat umgehen kann 👍


 

 

 

 

 

 

 

Das Riemann-Thomann-Modell „zeigt mir persönlich sehr eindrucksvoll, warum Kommunikation mit dem Partner, einer Gruppe, einem Team … so unterschiedlich sein kann und wirken kann.“ Christoph Thomann entwickelte 1988 basierend auf den Grundformen der Angst von Fritz Riemann dieses Modell zur Klärung zwischenmenschlicher Beziehung. Es wurde von Thomann zu einem ressourcenorientierten Persönlichkeitsmodell weiterentwickelt. Es bietet eine gute Möglichkeit, bewusst zu verstehen, wann eine Kommunikation gut läuft – oder eben auch manchmal nicht so gut. Es beschreibt nicht nur die Schatten-, sondern auch die Sonnenseiten der verschiedenen Persönlichkeitsstile. Zudem bietet es die Möglichkeit, seine Gesprächspartner zu erkennen, und was noch wichtiger ist, sich selbst zu kennen und als Partner, Freund, Chef, Trainer … und somit wertschätzend, achtsam und konstruktiv kommunizieren zu können. Aufgrund dieses Verständnisses wird die Fähigkeit gefördert, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, insbesondere in Konfliktsituationen, besser zurechtzukommen.

Das setzt voraus, dass man auch ehrlich mit sich selbst und dem anderen ist. Je ehrlicher ich mit mir bin, desto stimmiger ist meine Kommunikation und Beziehung mit dem Gegenüber. Durch dieses Respektieren meines Selbst respektiere ich den anderen, gehe achtsam und würdevoll mit mir und dem anderen um.

Eine Ursache von Konflikten liegt darin, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse, Wertvorstellungen und Persönlichkeitsmerkmale haben. Um diese persönlichkeitsbedingten Differenzen besser zu verstehen, ist die Kenntnis von Persönlichkeitstheorien hilfreich. Zwar sind Menschen komplexer und vielschichtiger als alle Modelle, dennoch können Persönlichkeitsmodelle uns Orientierungspunkte geben, um Menschen und ihre Beweggründe besser einordnen und verstehen zu können.

Christoph Thomann hat vier Bestrebungen der Grundbedürfnisse des Menschen nach den Grundformen der Angst von Fritz Riemann festgelegt. Das Streben nach Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel.

 Abb. Vfp.de

Auf der einen Achse geht es um Nähe versus Distanz. Alle Menschen haben auf der einen Seite einen Wunsch nach Nähe, nach Kontakt, haben die Sehnsucht, lieben zu können und geliebt zu werden, das Bedürfnis nach Freundschaft und nach Geborgenheit, ebenso nach Bestätigung, Vertrauen und Harmonie. Gleichzeitig hat jeder auch das Bedürfnis nach Distanz, nach Abstand, nach Abgrenzung von anderen Menschen, um ein eigenständiges und unverwechselbares Individuum zu sein.Hier geht es um das Streben nach Unabhängigkeit und Autonomie.

Auf der anderen Achse geht es ebenfalls um zwei entgegengesetzte Tendenzen, um Dauer versus Wechsel. Auf der einen Seite geht es um den Wunsch nach Dauerhaftem und Bleibendem, um Sicherheit, Planung und Ordnung. Jeder von uns hat das Bedürfnis, eine gewisse Kontinuität und Beständigkeit in seinem Leben zu haben, es planen und gestalten zu können. Auf der anderen Seite gibt es in jedem Menschen auch das Bedürfnis nach Wechsel und Veränderung, den Wunsch nach dem Zauber des Neuen, dem Reiz des Unbekannten, nach Abwechslung, Spontanität und Flexibilität.

Diese vier Grundbedürfnisse hat jeder Mensch. Allerdings in unterschiedlichen Mengen- und Mischungsverhältnissen. Oft bewegen wir uns zwar flexibel zwischen den Polen, aber jeder von uns hat seine Heimat Gebiet das durch unsere Veranlagung und durch unsere Lebensgeschichte bestimmt wird.

Streben nach Nähe

Angst: verlassen zu werden, vor Isolation, Einsamkeit, Selbstwerdung, Ungeborgenheit

Wunsch: umsorgt, geborgen und aufgehoben zu sein, eine Stütze zu haben, im anderen aufgehen zu können, Nein sagen zu können, sich für das Wohl der anderen verantwortlich zu fühlen

Ausdruck: Verlustangst, Selbstmitleid, Abhängigkeit, Jammern, Übernehmen der Dulderrolle, übertriebene Bescheidenheit

Stärken: Einfühlungsvermögen, Geduld, Hingabefähigkeit, Zärtlichkeit, Ausgeglichenheit

Streben nach Distanz

Angst: vor Abhängigkeit, zu viel Nähe, Verlust des Ichs, Selbsthingabe

Wunsch: Selbstschutz, niemanden zu brauchen, unabhängig zu sein, stark zu sein, Abstand zu halten, unnahbar zu sein

Ausdruck: Kontaktschwierigkeiten, Zweifel an der eigenen Liebesfähigkeit, Zweifel an der Aufrichtigkeit des anderen, Gefühle können nicht ausgelebt werden, Zyniker, Skeptiker, eventuell unbegründete Eifersucht, wirkt arrogant

Stärken: Abgrenzungsfähigkeit, Eigenständigkeit, Konfliktfähigkeit, Entschlossenheit, Individualität, Ehrlichkeit, Zivilcourage

Streben nach Dauer

Angst: vor Chaos, Grenzenlosigkeit, Kompromissen, Toleranz und Angst, ein Risiko einzugehen, Freiheit

Wunsch: alles muss seine Ordnung haben, Absicherung, alles soll so bleiben, wie es ist, Gefühle haben keinen Platz, nur der Verstand steuert

Ausdruck: Perfektionismus, Konservatismus, Intoleranz, Systematik, Nörgler, Mangel an Einsichtigkeit, kontrollierend, Unnachgiebigkeit, wenig Spontanität

Stärken: Verlässlichkeit, Treue, Bodenständigkeit, Stabilität, Ausdauer, Verantwortungsbewusstsein, Korrektheit

Streben nach Wechsel

Angst: vor Festlegung, Unfreiheit, Einengung, Richtlinien und Prinzipien

Wunsch: sich nicht festzulegen, keine Entscheidungen treffen zu müssen, nach Unvergänglichkeit, das innere Empfinden nach außen auszudrücken, nach Bestätigung von außen

Ausdruck: ständig auf der Suche nach Selbstbestätigung, Verdrängung von Schuldgefühlen, Ausweichen vor Unangenehmem, Partner dienen zur Selbstdarstellung im Außen, Ungeduld, Unzuverlässigkeit

Stärken: Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Offenheit, Charme und Verführungskunst, Neugier, Flexibilität, Kontaktfreudigkeit, Aufgeschlossenheit, Spontanität

Häufig polarisieren sich die wahrgenommenen Unterschiede zwischen den Menschen in Konflikten, so wie zum Beispiel  zwischen einem Mann, der sich immer mehr zurückzieht und der Frau, die immer meckert weil der Mann nie da ist. Dort haben wir also eine Polarisierung des Nähe Distanz Verhältnisses.  Es besteht die Gefahr, dass wir uns selbst differenziert wahrnehmen und in uns selbst alle Bestrebungen erkennen, den Konfliktpartner aber eindimensional auf eine Kategorie festlegen, so als sei dieser immer nur distanziert und zugeknöpft oder immer nur chaotisch und unzuverlässig. Dem können wir nur entgegenwirken, indem wir den offenen Dialog mit dem Konfliktpartner suchen und versuchen, die Bedürfnisse des anderen zu verstehen. Damit dies gelingt, ist es hilfreich, die Bedürfnisse der unterschiedlichen Persönlichkeitstypen zu kennen, ohne freilich einzelne Menschen statt den jeweiligen Typ zu zuordnen.

Persönlichkeits Typen und ihre Bedürfnisse in Konflikten


Im folgenden geht es darum, dass Gespür für die Bedürfnisse unterschiedliche Persönlichkeiten in Konfliktsituation zu verbessern. 
Eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Persönlichkeitsstilen ist notwendig um in Konfliktsituationen adäquat mit den unterschiedlichen Persönlichkeitstypen umgehen zu können. Ziel ist es, die eigene Sensibilität für die Bedürfnisse anderer Menschen in Konfliktsituationen zu schärfen und damit in Konflikten besser mit unterschiedlichen Persönlichkeiten umgehen zu können.

Nähe-Typ

Der Nähe Typ braucht in Konflikten das Gefühl, dass nicht seine Person kritisiert wird, sondern es lediglich um konkrete Themen und Verhaltensweisen geht. Er möchte auch bei Spannungen das Gefühl erhalten, geschätzt und gemocht zu werden. Ihm ist es wichtig, dass das Gegenüber auf ihn, seine Gefühle und Bedürfnisse eingeht und ihm aktiv zuhört. Er wünscht sich, dass auf der Konfliktpartner seine Gefühle und Bedürfnisse offenbart. Dann fast er Vertrauen und ist bereit, auf diesen einzugehen. Hier ist persönlicher smalltalk sehr hilfreich. Für diesen Konfliktpartner sollten sie mehr Gesprächszeit veranschlagen und kalkulieren. 

Distanz-Typ

Er kann Kritik dann akzeptieren, wenn diese sachlich vorgetragen wird. Er mag es nicht, wenn der andere, um den heißen Brei herum redet. Er bevorzugt es, wenn der Konflikt Partner Tacheles redet und direkt auf den Punkt kommt. Er kann es nicht ertragen, wenn der andere versucht, in ihn einzudringen, seine Gefühle und Bedürfnisse zu ergründen. Er möchte nach der Aussprache in Ruhe gelassen werden und benötigt Zeit, um die Situation für sich zu klären. Halten Sie Abstand und bleiben Sie kurz angebunden auf der Sachebene.

Dauer-Typ

Ihm ist wichtig, dass die Konflikt Themen strukturiert durchgesprochen werden und man nicht vom Hundertsten aufs Tausendste kommt. Vorwürfe und Kritikpunkte müssen durch konkrete Beispiele, Daten und Fakten untermauert werden, sonst sind sie nicht akzeptabel für ihn. Er braucht klare und konkrete Vereinbarungen, die dann von beiden Seiten zuverlässig eingehalten werden. Präsentieren Sie ihm die Lösung und Sie können sicher sein, dass er es umsetzen wird. 

Wechsel-Typ

Der Wechseltyp braucht Freiraum. Er möchte nicht fest genagelt werden und braucht Raum für seine Emotionen. Es muss möglich sein, Gefühle zu zeigen und auszuleben, ohne dafür verdammt zu werden. Es ist ihm wichtig, und muss möglich sein, kreative und ungewöhnliche Problemlösungen zu suchen und zu finden und der andere muss dazu die nötige Offenheit und Flexibilität mitbringen. Sie können Ihnen in die Lösungsfindung hervorragend mit einbeziehen. Er wird es Ihnen danken. 

Unter Beachtung der Persönlichkeitstypen wird es leichter fallen in Konfliktsituationen auf den Gesprächspartner einzugehen und eins ist gewiss:

Die Wertschätzung des Konfliktpartner ist Ihnen  sicher 👍

 

https://www.vfp.de/verband/verbandszeitschrift/alle-ausgaben/73-heft-01-2016/735-kommunikation-anhand-des-riemann-thomann-modells-und-was-das-mit-unserem-koerper-zu-tun-hat.html