Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich?!

Dieser Satz ist mir allgegenwärtig und hat meinen Klienten und mir bisher das Leben etliche Male erheblich erleichtert.

“Das ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nutzen. (Kurt Tucholsky) 

Eine sehr wahre Aussage, denn Ärger ist tatsächlich ein durchweg sinnloses Gefühl, das zu nichts führt, außer zu noch mehr Ärger.

Genauso wie Lachen lachen anzieht und Zweifel neue Zweifel herbeiführen, ernährt sich Ärger eben von Ärger. Es macht daher keinen Sinn, sich aufzuregen. Aber sagen Sie das mal jemanden, der gerade kurz davor ist, durchzudrehen, weil er bloßgestellt wurde, die Dinge persönlich nimmt oder sich aus welchen Gründen auch immer angegriffen fühlt.

Machen wir uns ruhig die Dimension bewusst: mit der Energie, die Menschen weltweit täglich darauf verwenden, sich über andere aufzuregen, könnten wir vermutlich dauerhaft ganze Städte beleuchten. Es ist nun einmal so, dass jede Angelegenheit doppelt so anstrengend wird, wenn wir uns über sie ärgern, und dreimal so lästig, wenn wir uns darüber ärgern, dass wir uns ärgern. Lassen wir zumindest hausgemachte Reaktionen doch bitte einfach sein.

Sicher, jeder ärgert sich hin und wieder. Aber es gibt da einen ganz interessanten Aspekt: Wir sagen doch immer wieder, wenn wir uns ärgern: Ich ärgere mich … über irgendjemanden oder eine bestimmte Situation. Wobei wir uns ja nicht ausschließlich über andere Menschen, sondern manchmal auch über uns selbst ärgern. Doch wichtig ist die Formulierung: „Ich ärgere mich über…“ Wenn Sie diesen Satz ganz genau anschauen, dann werden Sie feststellen, dass nur Sie damit zu tun haben. Ich ärgere mich heißt also, wir ärgern uns ganz allein. Da haben die anderen oder äußeren Situationen überhaupt nichts damit zu tun. Wir sind tatsächlich die einzigen, die uns ärgern. Und wenn ich der einzige bin, der sich ärgert, dann kann ich es auch bleiben lassen. Natürlich sind die äußeren Umstände manchmal zum aus der Haut fahren. Doch Hand aufs Herz: Haben wir schon jemals etwas dadurch geändert, weil wir uns geärgert haben? Sicher nicht! Im Gegenteil: Wenn wir uns selbst ärgern, bekommen wir Bauchweh, sind traurig oder handlungsfähig. Wir ärgern uns sozusagen regelrecht krank. Und der andere, der den Ärger verursacht hat, merkt nicht einmal etwas davon. Nicht gerade effektiv, oder? Wir können also die aktive Entscheidung treffen, uns nicht mehr zu ärgern. Wie soll das gehen? Ganz einfach. Sehr oft ärgern wir uns, weil der andere nicht so ist, wie wir es erwarten. Doch überlegen Sie mal: Möchten Sie so sein, wie andere Sie haben wollen? Sicher nicht. Wir wollen so sein, wie wir wollen. Die Lösung heißt hier also schlicht und einfach: Akzeptanz und Toleranz. Doch ganz wichtig: Es geht nur um den Ärger, den Sie empfinden, also um das negative Gefühl. Es geht also nicht darum, alles gleichgültig hinzunehmen, was der andere macht, oder dass einem alles egal ist. Wir akzeptieren hingegen die Tatsache, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist, und stellen uns die Frage, wie es wieder herauskommt. Was können wir tun, dass es in Zukunft nicht mehr hineinfällt. Das Beste an dieser Methode: Ohne Ärger kommen wir sofort in den Lösungsmodus. Unser Denken ist nicht blockiert, wir bleiben handlungsfähig. Und wie ist das in der Beziehung mit dem anderen, über den wir uns normalerweise ärgern? Im Ärger können wir keine vernünftige Gesprächsebene aufbauen. Im Gefühl der Harmonie und des inneren Friedens lässt sich viel leichter ohne Aggressionen miteinander reden. Deeskalation liegt an der Haltung, die wir in uns abrufen, bevor wir reagieren. Wenn die stimmt, ist es mir völlig egal, wie finessenreich oder schlecht wir uns ausdrücken. Sie könnten dann genauso gut auch gar nicht sagen. Erlauben wir aber der Aufregung, im Fokus zu stehen, wird auch die versierteste Formulierung keine gute Lösung bringen. Und falls ihr gegenüber dann doch weiter einsteigen will und sticheln sollte, eben, weil sie so cool bleiben?  Etwa „du sagst ja gar nichts!“ Oder? „na, willst du nicht ausflippen?“. Dann können sie sich immer noch zurücklehnen, lächeln, in Gedanken Rauchkreise in die Luft,blasen und sagen: „Ach, weißt du… Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich.“ Dieser Satz schenkt Ihnen Souveränität und ein gutes Gewissen.

Kennen Sie den wahren Satz: „Was trifft, trifft zu“? Wir werden nur dann von etwas wirklich innerlich getroffen, wir ärgern uns nur dann über Äußerungen, wenn diese zutreffen. Das ist zwar nicht immer leicht einzusehen, doch eine ganz wichtige Erkenntnis. Wenn Sie dieses Thema für sich bearbeitet haben, wird Sie das in Zukunft nicht mehr berühren, es wird Sie kalt lassen, denn es trifft ja nicht mehr zu.“

 – Glücklich sein verleiht Flügel von Heike Holz

https://amzn.eu/0Y0piSx

– 50 Sätze , die das Leben leichter machen von Karin Kuschik