Jeder der mich mehr oder weniger gut kennt, weiß welch ein freiheitsliebender Mensch ich bin und dass ich große Probleme damit habe, wenn diese eingeschränkt wird. Als ich im Februar dieses Jahres, für einen kurzen Aufenthalt in Deutschland, Südafrika verließ, ahnte ich nicht, dass ich erst im Dezember wieder südafrikanischen Boden betreten würde. Am 27. März begann in Südafrika der Lockdown , es war einer der härtesten und längsten der Welt. Das Haus durfte man nur für Lebensnotwendiges verlassen, etwa um Lebensmittel einzukaufen, Medikamente zu holen oder zum Arzt zu gehen. Alkohol und Zigaretten waren für lange Zeit nicht legal erhältlich.

Die Situation war ein Drama für die zahlreichen Tagelöhner, die sich zum Beispiel als Haushaltshilfen oder Gärtner durchschlagen. Von dem verdienten Geld ernähren sie abends ihre Familien. Oft hängen an einem Job bis zu zehn Personen. Doch auch das ging nicht mehr. Sie hatten von einem Tag auf den anderen keine Einnahmequelle mehr.


Ich wollte zu Beginn die dramatische Situation garnicht wahrhaben. Es war für mich nur schwer zu ertragen nicht dorthin reisen zu dürfen. Jedoch musste ich mich durch die konsequente Vorgehensweise der südafrikanischen Regierung eines Besseren belehren lassen. Die Flughäfen wurden für die Einreise gesperrt und es gab keine Möglichkeit mehr in meine zweite Heimat zurückzukehren. Positiv wirkten sich diese Restriktionen nicht nur auf den Verlauf der Infektionsrate von Corona in Südafrika aus, sondern auch auf die, durch den Lockdown bedingte, häusliche Situation. Die Gewalt unter Alkoholeinfluss nahm drastisch ab.

Umso glücklicher war ich, als im Oktober bekannt wurde, dass die südafrikanischen Flughäfen wieder öffnen. Bei Einreise wird ein Gesundheits-Screening durchgeführt. Mit Symptomen auffällige Reisende müssen sich – auch bei Vorliegen eines negativen Tests – in Quarantäne begeben, bis ein COVID-19-Wiederholungstest durchgeführt wurde.

Alle Reisenden müssen zudem zwingend die APP Covid Alert South Africa auf ihrem Mobiltelefon installiert haben, eine Reisekrankenversicherung( wurde nicht geprüft) vorweisen und ihren Unterkunfts-/Adressnachweis vorlegen, sollte eine Quarantäne erforderlich werden. Bedingt durch meine berufliche Situation startete ich dann endlich am ersten Dezember Wochenende meine Rückkehr in die zweite Heimat. Schon am Flughafen in Kapstadt, bei der Einreise,  war ich von der herzlichen, aber auch konsequente Vorgehensweise bei der Kontrolle der Corona Test Dokumente( in Print Ausgabe) und der südafrikanischen Warn-App der Beamten beeindruckt. Temperaturmessung gab es gratis dazu.

Keine Einreise ohne gültige Dokumente, ausnahmslos!!

Endlich, nachdem ich meine überdimensionalen Gepäckstücke, u.a.  mit Kinderkleidung, unterstützt von einem sehr hilfsbereiten Angestellten, in Empfang genommen hatte, konnte ich meine Fahrt nach Paarl bzw. Pearl Valley antreten. Endlich daheim. Ausgehungert😜 nach Sonne, Wärme und sozialen Kontakten, all das fehlte mir zuletzt doch sehr, stand gleich am ersten Abend der Besuch meines Lieblingsrestaurants auf meiner To Do Liste.

Ich wurde in der mir wohlbekannten herzlichen Art, jedoch kontaktlos, was anders auch schwierig gewesen wäre, da meine Lieblingskellnerin in der einen Hand Desinfektionsspray und in der anderen das Fieberthermometer hielt, begrüßt. Fieberlos konnte ich den Abend mit meinen Freunden, in einer mir altbekannten Atmosphäre, ausgiebig und dankbar genießen.

Die Müdigkeit setzte nun langsam ein, sodass die immer noch bestehende Ausgangssperre von 23 Uhr bis 5 Uhr für mich keinerlei Relevanz hatte.

Am nächsten Morgen, ausgeruht, machte ich mich auf den Weg nach Kapstadt. Zur Visumverlängerung im Gebäude der zuständigen Behörde, angekommen, erfolgte direkt eine Temperaturkontrolle und Händedesinfektion, von einem dafür eigens abgestellten Beamten. Also immer noch fieberfrei, gelangte ich über den Aufzug in den 7. Stock, wo ich erneut mit dem Fieberthermometer und Desinfektionsspray freundlich empfangen wurde. Um das Ganze abzukürzen, nach der 17. Fieberkontrolle und fremdbestimmten Händedesinfektion hört ich auf zu zählen. Bei anschließendem Essen in einem empfehlenswerten Restaurant in der Innenstadt von Kapstadt konnte ich die leckeren Speisen, ohne Plastikbarriere, jedoch mit dem selbstverständlichen Abstand, am Tisch genießen. All diese Maßnahmen machen den Eindruck, als wenn das alles schon immer so wäre und zum normalen Leben dazu gehört.

Mich beeindruckt wie konsequent und selbstverständlich hygienische und Corona prophylaktische Maßnahmen von den Menschen in meinem momentanen Umfeld umgesetzt werden und bei all diesen Vorgehensweisen die gute Laune trotzdem dominiert. Seit dem 16.12.2020 herrschen wieder etwas strengere Bestimmungen, Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr, Sperrung der Strände in den Festive Seasons weiterhin das Verbot von Feierlichkeiten und Alkoholkonsum dort. Jedoch sind alle Restaurants, Sportstätten und Geschäfte geöffnet. Weihnachten und Sylvester wird auch hier ohne große Party wegen der Ausgangssperre und den Auflagen stattfinden. Feuerwerk gibt es so gut wie keines(Brandgefahr), aber eine warme und herzlichen Atmosphäre, die alle Restriktionen, die kontinuierlich seit März bestehen, und wirtschaftlichen Probleme, die auch zu spüren sind, zumindest für ein paar Stunden vergessen lassen.

geseënde kersfees en gelukkige nuwe jaar 2021! 🎄