„Höhepunkt des Glückes ist es, wenn der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist!“  Erasmus von Rotterdam

Das mit der Authentizität ist nicht so ganz einfach ist, das merkt man schon am Wort.

AU-THEN-TI-ZI-TÄT

Authentisch sein, für die meisten hört sich das einfach und easy an.

Warum sind wir dann aber oft nicht „glücklich“ „lebendig“ „zufrieden“ „mutig“ eben ein Unikat?

Weil ein weiterer wichtiger Begriff zur Authentizität fehlt:

die Verletzlichkeit

Die mag ja nun wirklich keiner. Weder Frauen noch Männer. Auch wenn gerne vermutet wird, dass Verletzlichkeit eher Frauensache ist. Verletzlichkeit ist etwas, womit sich die meisten von uns schwer tun, den Verletzlichkeit ist unbequem, macht Angst und verwundbar. Aber die Verletzlichkeit ist die Essenz von Authentizität und Mut ist der Schlüssel dazu.

Und das fühlt sich schnell genauso unkomfortabel an, wie wenn du dich mitten im Büro vor versammelter Belegschaft auf Knopfdruck ausziehen müsstest. Wer zeigt sich schon gerne einfach so, wie er wirklich ist, mit allen vermeintlichen Problemzonen, Makeln, Neurosen, Schwächen, Emotionen etc.? Genau das macht Authentizität aber aus: wir sind so, wie wir sind, und das ist gut so.
Ich habe vor längerer Zeit in der Buchhandlung eine tolle Postkarte dazu gesehen

„Sei einfach du selbst!  Es kommt doch sowieso früher oder später raus.“

Stimmt genau!

Nur leider ist das Streben nach Perfektion gesellschaftsfähig, und so in uns drin. Das macht es uns beinah unmöglich ohne Maske aufzutreten. Verletzlichkeit ist immer noch etwas, dass als schwach angesehen wird. „Reiß dich zusammen“, „jetzt bloß keine Blöße zeigen!“ „Sei keine Heulsuse!“ „Du Sensibelchen!“

Wer hat diese Sätze nicht schon einmal gehört und, viel schlimmer noch, wendet sie bei sich und anderen regelmäßig an? Verletzlichkeit ist eine Emotion, ein Gefühl, dass weder negativ noch positiv behaftet ist. In jungen Jahren lernen wir, das Schwäche etwas ist, dass wir nicht zeigen dürfen. Unsere Eltern erziehen uns vielleicht so, weil sie nicht möchten, dass wir unnötig verletzt werden. In der Schule wird uns beigebracht uns durchzubeißen und in der Ausbildung begreifen wir, wenn wir zu zart besaitet sind, dann haben wir geloost. Doch dies führt dazu, dass wir diejenigen sind, die uns letzlich verletzen, in dem wir uns verbiegen wie die Akrobaten und wir uns nie trauen, unser wahres ICH zu zeigen. Wir erhalten somit keinen Applaus, sondern erschaffen einen ständigen und verheerenden Zwiespalt in uns selbst.

Soll ich oder soll ich nicht?

Darf ich oder darf ich nicht?

In meiner Arbeit als Coach sehe ich in dieser Hinsicht eine zunehmende Belastung der Menschen. Stress, Antriebslosigkeit und Traurigkeit sind das Resultat. Verletzlichkeit wird schnell verbunden mit Scham, Angst, Trauer, Wut und Enttäuschung. Diese Emotionen wollen die Wenigsten gerne öffentlich besprechen, dennoch  gehören sie genauso dazu wie Freude, Begeisterung, Spaß und Liebe. Ohne sie zu zeigen sind wir nur zur Hälfte das was wir sind und verdrängen einen großen Teil von uns. Denn dadurch, dass wir alle negativen Gefühle runterschlucken und sie verstecken, vergeben wir auch die Chance, uns zu verbessern, an uns zu arbeiten und uns wirklich ohne alle Masken zu präsentieren. Und alles, was man mit Druck unterdrücken will, kommt wie ein aufgeblasener Wasserball an die Oberfläche des Wassers. Hinzukommt, dass viele Menschen sich ihrer Werte gar nicht vollständig bewusst sind. Sich so zu zeigen, wie man ist, und zu sich selbst zu stehen ist immer mit Risiko verbunden. Dies ist genau das, was die meisten von uns scheuen, denn schließlich wird uns ja permanent eingebläut, dass wir bloß keine Risiken eingehen sollen. Unsere Gesellschaft ist aufgebaut auf Angst und Mangel, damit sie auch dementsprechend gehorsam funktioniert. So ist es nicht verwunderlich, dass die Angst, nicht akzeptiert zu sein, uns dazu verleitet, Masken aufzusetzen. Eine Maske versteckt zwar dein Gesicht, aber nicht, wer du wirklich bist. Mit der Zeit findet eine Vermischung statt und am Ende weißt du nicht mehr genau ob du deine Maske gerade noch trägst oder sie schon abgelegt hast. Unsere Gesellschaft schreit, „Sei du selbst!“ Doch gibt es selten eine Anleitung dazu und stattdessen belohnt sie die perfekte Fassade mit Anerkennung und Bewunderung, gerne auch mit Likes und Kommentaren. Umso schwerer wird es für uns, wirklich zu unterscheiden: bin ich jetzt wirklich ich oder die Maske, die ich zum Schutz trage? Unterschwellig suggeriert uns die Welt ständig, dass wir nicht gut genug sind. Das Resultat ist, dass wir verunsichert sind, viele von uns sich dadurch kategorisch ablehnen und beginnen, sich zu betäuben, um die unbequemen Gefühle zu ersticken.

Ich biete Unterstützung in der Reflexion der eigenen Person und in der Aufarbeitung der bestehenden Muster.

Schema-Coaching

 

 

Quelle:Patricia Franke: Authentisch!wie du glücklich wirst, ohne dich zu verbiegen. Trias-Verlag 2019