Das Sender-Nachricht-Empfänger-Modell (2)

 

Für eine Kommunikation sind drei Elemente unerlässlich. Da ist der Sender, welcher dem Empfänger etwas mitteilen möchte. Dieses Anliegen verschlüsselt er in einer Nachricht.
Diese Nachricht muss vom Empfänger entschlüsselt werden. Durch eine Rückmeldung an den Empfänger, auch Feedback genannt, eruiert man, ob die Nachricht von ihm richtig dekodiert wurde.
Grafisch dargestellt sieht dies wie folgt aus:

Das Kommunikationsquadrat

Vier Seiten einer Nachricht

 

Eine Nachricht enthält nie nur eine Botschaft. Stets teilt der Sender dem Empfänger in einer Nachricht verschiedene Dinge mit.
Nach Schulz von Thun hat jede Nachricht vier Ebenen.
Diese bilden zusammen das sogenannte Kommunikationsquadrat

Sachinhalt
Eine Nachricht enthält praktisch immer Sachinformationen.
Sagt Manfred zu seiner Berta beispielsweise „Berta, das Ei ist hart“, will er ihr auf der Sachebene lediglich mitteilen, dass das Ei hart ist.

Selbstoffenbarung
In einer Nachricht stecken nicht nur Informationen über die Sache, sondern auch jene über den Sender. Durch gewollte Selbstdarstellung, aber auch durch unfreiwillige Selbstenthüllung gibt der Sender etwas von seiner Persönlichkeit preis. Aus dem oben genannten Beispiel von Manfred und Berta kann man schliessen, dass Manfred keine harten Eier mag

Beziehung
Jede Nachricht gibt Aufschluss über die Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger. Der Empfänger reagiert auf dieser Ebene besonders empfindlich, weil diese, im Gegensatz zur Sachebene, persönlichkeitsbezogen ist.
In unserem Beispiel gibt Manfred durch seine Aussage zu erkennen, dass es ihm als Mann in der Beziehung zusteht, seine Frau auf gewisse Dinge hinzuweisen.

Appell
Der Sender versucht gewöhnlich durch die Nachricht auf den Empfänger einzuwirken, ihn zu etwas zu veranlassen. Ein solcher Appell kann auch versteckt sein, was Manipulation sein kann.
Manfred will Berta dazu veranlassen, in Zukunft weichere Eier zu kochen.

Das vier Ohren Modell

 

Als Korrelat zu den vier Seiten der Nachricht, gibt es auf der Empfängerseite ebenfalls vier Seiten, die im sogenannten Vier-Ohren-Modell dargestellt werden.
Entsprechend dem Kommunikationsquadrat, mit dem der Inhalt der Nachricht analysiert wird, ist das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr und das Appellohr voneinander zu unterscheiden.
Die ganze Person des Empfängers – seine Erfahrungen, Gefühle und Vorahnungen – ist ausschlaggebend für das Verstehen der empfangenen Nachricht.
Der Empfänger hat nämlich grundsätzlich die freie Auswahl, mit welchem Ohr er die Nachricht entschlüsselt und auf welche Seite der Nachricht er reagieren will. Je nachdem nimmt das Gespräch dann einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Folgende Gründe können dabei insbesondere relevant sein:

Der Empfänger
hat die Tendenz die Nachricht nach Informationen „abzutasten“, die ihn in seinem Selbstbild bestätigen. Bsp.: ein Mann sagt zu seiner Frau: „Das Kleid ist Dir etwas zu eng“ – Diese versteht aufgrund Ihres Selbstbildes: „Ich bin zu dick!“

Der Empfänger
hat die Tendenz, die Nachricht nach dem Bild, das er vom Sender hat zu beurteilen: Bsp.: „Papa die Klausur in der Schule war viel zu anspruchsvoll“ – der Vater versteht aufgrund des Bildes, das er von seinem Sohn hat: „Du hast zu wenig gelernt – Du bist faul!“

Probleme der Kommunikation
Im Falle einer gelungenen Kommunikation unterhalten sich Sender und Empfänger auf gleicher Ebene. Nicht selten aber stimmt die gesendete Nachricht nicht mit dem Empfangenen überein, was zu Störungen der zwischenmenschlichen Kommunikation führen kann.
Der Grund dafür kann vom Sender selbst, vom Empfänger oder von der Interaktion als Ganzes ausgehen.

Ausgangspunkt: Der Sender
Verschiedene Verhaltensweisen des Senders können seine Nachricht verfälschen und so die Kommunikation stören.

Versteckte Aussagen

Die Nachricht kann versteckte Botschaften enthalten, die für den Empfänger nicht ohne weiteres erkennbar sind. Nachrichten mit versteckten Appellen beispielsweise verschleiern unausgesprochene Wünsche, so dass eine dauerhaft unbefriedigende Situation entstehen kann.
Bsp.: Mutter zu Sohn: „Schön, kommst du uns wieder mal besuchen.“ Kann heissen: „Besuche uns doch öfters!“ (Versteckter Appell)

Ungewollte Aussagen

Als Gegenstück zur versteckten, aber meist gewollten Aussage kann eine Mitteilung auch eine der Nachricht mitschwingende Botschaft enthalten, die dem Sender gar nicht bewusst ist. Meist handelt es sich um mehrdeutige Nachrichten, die dementsprechend Missverständnisse provozieren.
Bsp.: Freund zu Freundin: Dieses Outfit steht dir aber gut. Lässt dich richtig schlank aussehen!

Insbesondere Selbstoffenbarung: Imponiertechniken und Fassadentechniken

In vielen Situationen geht es dem Sender darum, vor anderen Menschen gut dazustehen oder nicht negativ aufzufallen. Dazu greift er zu Methoden, die seine Nachrichten auf der Selbstoffenbarungsseite verfälschen. Er schweigt vielleicht lieber, als dass er sich blamieren könnte oder er verbirgt sein Unwissen hinter einer schwer verständlichen Sprache, um besonders klug zu wirken.

Ausgangspunkt: Der Empfänger
In den meisten Fällen geht die Kommunikationsstörung vom Empfänger aus, da er die Auswahl hat, auf welcher Ebene er hört und reagieren will. Zu Problemen kommt es, wenn der Empfänger nur auf eine der vier Seiten der Nachricht hört und so taub für die anderen Seiten der Nachricht bleibt. So geht er beispielsweise auf eine Ebene der Nachricht ein, auf die der Sender gar kein Gewicht legen wollte. Dies geschieht häufig dadurch, dass bei vielen Empfängern ein einzelnes Ohr auf Kosten der anderen besonders gut ausgeprägt ist.

Ausgeprägtes Sachohr
Ein Empfänger mit ausgeprägtem Sachohr hört überwiegend nur sachliche Informationen aus einer Nachricht heraus.
Beispiel: Frau: „Liebst du mich noch?“ Mann: „Ja, da müssen wir vorerst den Begriff Liebe definieren. Man kann vieles darunter verstehen.“ Sonderproblem: Beide Kommunikationspartner diskutieren auf der Sachebene eine zwischenmenschliche Unstimmigkeit, die sich eigentlich auf der Beziehungsseite abspielt und reden so permanent am eigentlichen Problem und aneinander

Ausgeprägtes Selbstoffenbarungsohr
Der Empfänger interpretiert jede Nachricht als Hinweis auf das Befinden des Senders.

Ausgeprägtes Beziehungsohr
Der Empfänger interpretiert beziehungsneutrale Nachricht als kritische Stellungnahme zu seiner Person. Hinter jeder Nachricht wollen sie eine Gemeinheit wittern.
Bsp.: Sender: „Diese Übung gefällt mir nicht.“ Empfänger: „Wenn du sie lieber mit jemand anderem machen willst, nur zu.

Ausgeprägtes Appellohr
Der Empfänger interpretiert hier die Nachrichten als versteckte Appelle. Er denkt, der Sender wolle ihn zu einem bestimmten Verhalten verleiten.
Bsp.: Sender: „Hmmm. Das riecht gut hier.“ Empfänger: „Du musst gar nicht meinen, dass du was abkriegst.“

Interpunktion oder wer hat angefangen

Es ist ein wohl bekanntes Phänomen, dass während eines Streites jeder meint, er sei im Recht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass jeder sein Verhalten als Reaktion auf das Verhalten des anderen sieht. Interpunktieren bedeutet in diesem Zusammenhang, das eine Verhalten willkürlich als Ursache, das andere Verhalten als Folge zu sehen. Diese Störung lässt sich nicht mehr alleine der Sender- oder Empfängerseite zuweisen, vielmehr geht es um das Zusammenspiel zwischen Sender und Empfänger auf der Ebene der Interaktion. Dadurch entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich endlos weiterspinnen liesse. Es ist nicht mehr klar auszumachen, wer angefangen hat

Die Metakommunikation als Lösungsansatz

Lösungsansätze bei Kommunikationsfehlern sind in der richtigen Analyse der Kommunikation mithilfe der oben erklärten Analysekriterien zu suchen. Das gesamte Kommunikationskonstrukt sollte sozusagen aus der „Vogelperspektive“ zum Gegenstand neuer Kommunikation, der Kommunikation über Kommunikation, gemacht werden. Idealerweise sollten die Kommunikationsakteure gemeinsam die gescheiterte Kommunikation, bzw. deren Nachrichten versuchen zu analysieren, um herauszufinden, was die wirklichen Anliegen der Parteien waren.
Dem Mediator könnte in der Konfliktlösung die Rolle zukommen, zu versuchen, den Parteien den Blick aus der „Vogelperspektive“ zu ermöglichen und Ihnen Ihre Verhaltensweisen darzulegen. Diese Betrachtungsweise einzunehmen dürfte regelmässig die grösste Hürde der Parteien bei der Problemlösung sein, bei der die Hilfe eines neutralen Dritten notwendig sein könnte.

Literatur
SCHULZ VON THUN, FRIEDEMANN, Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen, Allgemeine Psychologie der Kommunikation, Reinbek 1981
KÖCK, PETER / OTT, HANS, Wörterbuch für Erziehung und Unterricht, Donauwörth 1994
b. Internetquellen
www.wikipedia.org www.schulz-von-thun.de www.uni-koeln.de