Gehören Sie zu den Menschen, die zu oft „Ja“ Sagen und sich dann über sich selbst ärgern?
Sie wollen „Nein“ sagen, es gelingt Ihnen aber nicht dem Kollegen einen Wunsch abzuschlagen?
Viele Menschen schaffen es nicht sich abzugrenzen und „Nein“ zu sagen und bürden sich dadurch Aufgaben auf, die zur Überforderung der eigenen Person führen.
Da ist die Angst, von den Kollegen nicht akzeptiert zu werden oder es ist die Scheu vor Konflikten aufgrund ihrer Erziehung.
Doch „Nein-Sagen“ können Sie lernen
Prinzipiell ist in einem Team gegenseitiges Verständnis, Unterstützung und ein gesundes Maß an Hilfsbereitschaft notwendig. Es trägt zur guten Zusammenarbeit bei.
Sie müssen sich häufig mit Kollegen und deren Wünschen, Forderungen und Anliegen auseinandersetzen. die nicht unbedingt ihren Vorstellungen und Interessen entsprechen. Es ist nicht einfach, dabei immer klar die eigene Position zu vertreten. Sie tun dadurch manchmal Dinge, die sie in eine unangenehme Situation bringen. Eine klare Reaktion und Positionierung schützt sie in diesen Fällen vor ungewollten Zuständen und Sachlagen. Ein offenes „Ja“ oder „Nein“ ist in diesen Situationen mehr wert als viele umschweifende Erklärungen.
Gründe für das Vermeiden des „Nein-Sagens
Viele Menschen trauen sich nicht, oder sind ungeübt im „Nein“ Sagen. Die Gründe liegen oft in der Erziehung, in den persönlichen Erfahrungen, im mangelndem Selbstbewusstsein oder in der Stellung innerhalb des Teams. Es sind oft Erwartungen an sich selbst und gezielte Wünsche, die sich hinter der Angst vor dem Nein-Sagen verbergen.
Der Wunsch den Job zu behalten
Menschen, die sich an ihren Job klammern, neigen dazu Dinge zutun und Aufgaben zu übernehmen, die weder in ihren Arbeitsbereich fallen noch ihrer Qualifikation entsprechen. Sie sagen JA nur um ihren Arbeitsplatz zu sichern. Vorgesetzte haben einen Blick dafür, genau diese Angst zu erkennen und Sie und ihre Arbeitskraft auszunutzen. Gerade wenn es um Mehrarbeit und Überstunden geht sind Sie die willkommene Anlaufstelle. Um diesen Mechanismus zu unterbinden müssen Sie NEIN-Sagen lernen. Weisen Sie die Bitte für diesen konkreten Tag klar und deutlich ab, indem Sie möglicherweise schon 3 Tage vorher länger geblieben sind, oder berufen Sie sich auf Ihre Familie und Privatleben. Lassen Sie sich nicht von der Angst beherrschen. Prüfen Sie Ihren Arbeitsvertrag, und zeigen Sie Ihre Bereitschaft bei Engpässen auch mal einzuspringen, aber eben nicht prinzipiell.
Der Wunsch gemocht und geliebt werden
Sie haben die Erfahrung gemacht, dass die ihnen entgegengebrachte Zuneigung aus dem Verhalten des „lieb seins“ resultierte. Die Erziehung hat sie in einem sanftmütigen und nachgebenden kooperativen Verhalten geprägt. Der Wunsch gemocht und geliebt zu werden ist normal und menschlich, jedoch verbinden vielen Menschen die entgegengebrachte Sympathie mit der eigenen Bereitschaft Dinge zu tun, die anderen nützlich und hilfreich sind. Sie tun vieles, obwohl sie es gar nicht wollen. Befreien Sie sich von dem Bedürfnis, dass Sie von allen gemocht und geliebt werden müssen. Im Berufsalltag sollte diese Überlegung aussen vor sein. Was nutzt es Ihnen, wenn sie sich jedes mal ärgern, weil die Kollegen nach einem gemeinsamen Meeting alles stehen und liegen lassen und sie der Dumme sind der aufräumt?
Eine sachliche Rückfrage „Wer kümmert sich um die Ordnung heute?“ oder „Ich werde heute nicht aufräumen können, weil ich mit den Patienten xy noch für eine anstehende Untersuchung vorbereiten muss“, bringt ihnen keinen Verlust an Sympathie, sondern eher Verständnis dafür, dass andere wichtigen Aufgaben Vorrang haben. Beobachten Sie ganz genau, wer von ihren Kollegen dazu neigt ihr Bedürfnis nach Harmonie auszunutzen und sprechen Sie die Person gezielt darauf an. Sie äußern klar ihren Wunsch nach Verhaltensänderung dieser Person.
Der Wunsch nach Harmonie
Der Mensch ist von Natur aus ein harmoniebedürftiges Wesen. Gerade in einem Team prallen unterschiedliche Charaktereigenschaften und Aufgabenstellungen aufeinander, und ein ständiges Nachgeben, nur der Harmonie wegen, ist kontraproduktiv und hindert die Teamentwicklung entscheidend. Neue und oft jüngere Mitarbeiter möchten aus Angst besonders flexibel und kooperativ sein und haben Bedenken, mit einem NEIN werde ihnen fehlende Kompetenz oder Faulheit unterstellt. Hier ist die Gefahr einer Ausbeutung gegeben. Sie versinken in übertragenen Aufgaben, die ihre Kollegen selbst nicht ausführen wollen und nutzen die Unfähigkeit ihres NEIN-Sagen Könnens schamlos aus. Sollten Sie sich hier wiederfinden und Angst vor Konflikten haben, merken Sie sich gezielt, in welchen Situationen das passiert und sprechen Sie die damit verbundenen Aufgaben im nächsten Teammeeting souverän an.
Der Wunsch gebraucht zu werden
Viele Menschen pflegen das Gefühl von anderen gebraucht zu werden. Sie nutzen jede Gelegenheit um anderen ihre Hilfe aufzudrängen und werten sich
damit selbst auf. Hilfreich und entgegenkommend zu sein, ist eine positive und lobenswerte Eigenschaft. Passiert das aber permanent und ohne das Wollen der anderen, führt es zum Verlust der Akzeptanz und dem Respekt. Sie werden ausgenutzt und oft belächelt. Durch immer mehr hinzukommende Aufgaben rutschen Sie in eine Selbstüberforderung und Selbstausbeutung. Im schlimmsten Fall führt es zum BURN OUT. Sie müssen lernen Ihre Grenzen zu erkennen und die Inanspruchnahme ihrer Hilfe zum Selbstschutz stoppen.
Der Wunsch unentbehrlich zu sein
Ehrgeizige Menschen neigen zu überzogenem Leistungsverhalten. Die Überzeugung alles besser, schneller und alleine machen zu können trägt dazu bei. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen und die eigene Kompetenz zu beweisen, nutzen sie jede Möglichkeit, sich in den Vordergrund zu stellen und sind jederzeit bereit neue Aufgaben zu übernehmen. Leider wird diese Eigenschaft sehr oft ausgenutzt indem immer neue Aufgaben von außen hinzu kommen. Überlegen Sie, welche Kompetenzen für Ihr Vorhaben nötig sind und nehmen Sie nur die Aufgaben an, die mit Ihrem Ziel übereinstimmen.
Der Wunsch alle Pflichten zu erfüllen
„Wenn keiner diesen Dienst übernehmen will, dann mache ich es.“ Sie haben diese Diskussionen satt um den Wochenenddienst und erklären sich dazu bereit es zutun. Es ist Ihre Pflicht, da die Patienten schließlich versorgt werden müssen. Zusatzarbeit ist für Sie keine Belastung, sondern etwas was getan werden muss. Dabei übernehmen Sie sich gerne, den auch Ihre eigentlichen Aufgaben warten auf Sie.
Für die Kollegen ein guter Vorwand Aufgaben liegen zu lassen und Ihnen die Verantwortung dafür zu übergeben. Sollten Sie zu diesen Personen gehören, die sehr pflichtbewusst sind, denken Sie daran, dass bestimmte Aufgaben, die andere liegen lassen, anscheinend nicht so wichtig sind, wie Sie vermuten.
Statt zu denken: „ Das krieg ich auch noch geregelt“, sollten Sie lieber denken: „Das ist doch die Aufgaben von meiner Kollegin xy“
Wen Ihnen auffällt, dass bestimmte notwendige Aufgaben nicht rechtzeitig und korrekt erledigt werden, sprechen Sie die verantwortliche Person darauf an, ohne sofort das Erledigen dieser Aufgabe selbst zu übernehmen.
Das NEIN Sagen als wichtiges Werkzeug
Natürlich ist es wichtig zu wissen wie man NEIN sagt ohne das Gegenüber zu verletzen oder jemanden vor den Kopf zu stossen. Ein NEIN ist ein essentielles Werkzeug um Entscheidungen zu treffen, um die eigene Arbeitsbelastung zu reduzieren und damit über die Zeit, die einem zur Verfügung steht frei zu verfügen.
Was ist zu beachten beim „NEIN“ Sagen?
Das Nein der gegebenen Situation anpassen
ein prinzipielles Nein zu allen Vorschlägen, Wünschen und Aussagen macht Sie unglaubwürdig und lässt an Ihrer Souveränität zweifeln.
Kommuniziert Sie klar, deutlich und konkret
Kommunizieren Sie ihr NEIN stimmig zur Körpersprache. Ein NEIN, dass Ihrem Verhalten nach zu urteilen nicht eindeutig ist macht lässt Ihre Entscheidung nicht authentisch wirken. Klare Stimme, aufrechte Haltung, Augenkontakt und klare Gestik unterstreichen ihre Aussage.
Im Entscheidungsprozess die eigene Person und Rolle reflektieren
Sind Sie überhaupt befugt und in der Lage eine Absage zu treffen? Auf Arbeitsanweisungen des Vorgesetzten mit NEIN zu antworten, sollte gut durchdacht und gut begründet sein. Der Entscheidungsspielraum und die hierarchische Stellung ist zu berücksichtigen.
Den Zeitpunkt der Diskussion und der Entscheidung der Situation anpassen
Eine Notfallsituation ist nicht der geeignete Moment um zu diskutieren. Der Vorgesetzte oder Kollege entscheidet schnell und vielleicht anders als Sie, jedoch nicht der geeignete Ort und keine gute Zeit um darüber zu reden.
Nicht unter Zeitdruck handeln
Bitten Sie um zeitlichen Aufschub, wenn Sie nicht sofort entscheiden und ablehnen wollen. Die Bedenkzeit hat jeder.
Offen sein für Argumente und guten Willen zeigen
Auch wenn Sie der Meinung sind, dass ein NEIN angebracht wäre, geben Sie ihrem Gesprächspartner die Gelegenheit sein Anliegen und seine Argumente zu präsentieren. Vielleicht erfordert genau diese Situation Ihre konkrete Hilfe. Ein JA oder NEIN in einer solchen Situation kann eine Wechselseitigkeit erzeugen und sich bei anderen Gelegenheiten für Sie positiv oder negativ auswirken.
Prioritäten setzen
Setzen die Aufgaben in Beziehung und entscheiden Sie nach Wichtigkeit bzw. Dringlichkeit.
Wenn möglich Aufgaben delegieren, statt NEIN zu sagen
Durch die Delegation von Aufgaben, nicht durch „abdrücken“ von unangenehmer Arbeit, sprechen Sie ihren Kollegen Vertrauen aus und unterstützen sie diese in deren Selbständigkeit.
Trauen Sie sich NEIN zu sagen, Sätze, wie „das möchte ich nicht“, „das kann ich nicht“, dienen ihrem Selbstschutz. Sollten Sie merken, dass die Aufforderung zur Hilfe ihrer Kapazität übersteigt, hilft eine klare Aussage, wie „das übersteigt im Moment meine Kräfte“. Es ist keinem damit gedient, dass Sie auf alle Wünsche und Anliegen eingehen und sich dann für längere Zeit mit BURN OUT vom Berufsalltag verabschieden müssen.