Manchmal, wenn wir denken, dass unser Leben ein Reinfall ist, hat es weniger mit den objektiven Fakten zu tun als damit, dass wir einseitig das Schlechte sehen.

Alles eine Frage des Blickwinkels.

Es war ein milder Tag im März, als ich wieder einmal mit Felix spazieren ging. Ich blickte in den blauen Himmel rechts von uns und sagte: „schau, wie schön. Ein wolkenloser, blauer Himmel.“ Felix zeigte in den Himmel links von uns, wo in der Ferne Gewitter Wolken zu erkennen in waren, und sagte: „wir müssen uns beeilen, es wird bestimmt bald regnen“

Die Dinge sind selten einseitig gut oder einseitig schlecht. Die Frage ist einzig und allein, worauf wir mehr achten und was wir in den Vordergrund stellen: den Sonnenschein oder die Gewitterwolken am Horizont?

Wende  dein Gesicht der Sonne zu und du lass den Schatten hinter dir. (afrikanisches Sprichwort).

Aber rede ich mir die Dinge dann nicht schön?, heißt es oft, wann immer ich erzähle, dass wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf das Gute lenken können. Dahinter steht der Glaube, dass es nur eine einzige Wahrheit geben kann, aber so simpel ist es nicht. Denn in dieser Welt können mehrere Zustände gleichzeitig existieren, so dass es auch mehrere Wahrheiten, also mehrere Perspektiven, geben kann – abhängig davon, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.

Wenn ich dich also bitte, doch auch an deine Erfolgserlebnisse zu denken, dann geht es nicht darum, einen Misserfolg wegzureden. Der hat nach wie vor stattgefunden, er soll nur nicht deinen Blick dafür versperren, was du in deinem Leben gleichermaßen (oder weit häufiger) erreicht hast. Die Realität bilden wir am besten ab, wenn wir das ganze Bild, und damit die schlechten, wie die guten Dinge, betrachten.

Eine einfache Möglichkeit, einen positiven Blickwinkel zu trainieren, liegt darin, positive Fragen zu stellen. Unser Gehirn funktioniert im Grunde wie eine Suchmaschine, d.h. es versucht jede Anfrage zu lösen, die wir ihm stellen. Stellen wir uns – vielleicht auch unbewusst – Fragen wie: „warum geht es mir immer so schlecht?“ Oder „ Warum läuft in meinem Leben alles schief?“ geht unser Gehirn auf die Suche nach Antworten. Heraus kommt eine Liste mit all unseren Misserfolgen und Fehltritten. Die schlimmsten Momente werden womöglich als Video gezeigt und es tauchen Zitate von allen negativen Bemerkungen auf, die uns schon an den Kopf geworfen wurden. Stellen wir unseren Gehen hingegen positive Fragen, wird auch die Antwortliste entsprechend ausfallen. Dieses Mal bekommen wir eine Liste mit allen unseren Erfolgen und Leistungen. Jedes Kompliment und alle Menschen und Dinge, die uns etwas bedeuten, werden im Suchergebnis eingeblendet und in den Videos laufen. Die Highlights unseres Lebens.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Tag ein einziger Reinfall war, frage dich: „was war heute gut?“, um deinen Blick auf all das Gute zu lenken, dass du übersehen hast.

Wenn du dich über deine eigenen Leistungen ärgerst, frage dich: „was habe ich schon alles erreicht?“, um auch hier wieder die Dinge in die Perspektive zu rücken.

Wenn du deinen Partner nach einem Streit gedanklich verfluchst, frage dich: „welche Eigenschaften meines Partners sind gut?“, so führst du dir nicht nur wieder vor Augen, warum du mit ihm zusammen bist, sondern bereitest auch den Weg für eine Versöhnung vor, weil du wieder eine liebevolles Sicht auf ihn entwickelst.

Wenn du mit Blick auf andere und was sie erreicht haben, in Minderwertigkeitsgefühlen versinkst, frage dich: „was ist an mir gut?“ um dein Selbstwertgefühl zu steigern.

Wenn du schon lange in einer Krise fest steckst und keinen Ausweg mehr siehst, frage dich: „was könnte gut daran sein?“, um zu einer anderen Bewertung zu gelangen.

Je häufiger du den Blick auf das positive trainierst, desto schneller, wirst du feststellen, dass dein Leben und auch du weit mehr zu bieten haben, als du bislang angenommen hast. Es gibt so gut wie immer etwas positives zu entdecken und wir seinen Blick dafür öffnet, wird mit mehr Motivation, Wohlbefinden und Lebensfreude beschenkt.