Ich bin eine ganz komische Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstzweifeln.
Selbstzweifel gehören aber zu mir– ich muss nur lernen, mit ihnen umzugehen!
An manchen Tagen will einem einfach nichts gelingen… Besonders in solchen Momenten werden kritische Gedanken in meinem Kopf laut – Selbstzweifel. Es ist wichtig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, denn sie helfen so manches in meinem Leben zu verbessern. Andererseits darf man diesen Zweifeln auch nicht zu viel Bedeutung schenken, sonst blockieren sie mich. Ich muss die richtige Balance finden.
„Zweifel sind Gewohnheit“
Selbstzweifel hemmen mich immer wieder, egal ob beruflich oder privat.
„Du bist nicht gut genug!“, „Du kannst das nicht.“, „Du musst noch viel lernen.“, „Dafür bist du noch nicht bereit.“
Findest du dich in diesen Gedanken wieder? So spricht mein Verstand manchmal mit mir, und wie ich aus meinen Coachingprozessen weiß, auch der Verstand vieler meiner Klienten mit ihnen.
Ich mache mich in meiner Gedankenwelt oft klein und werte Situationen und mich als Mensch ab. Denn häufig, wenn etwas auftaucht, was Spannung erzeugt – sei es ein neuer Job, eine Präsentation oder eine neue Herausforderung, immer dann wird meine innere Stimme ganz laut. Nennen wir sie die Hymne der Selbstzweifel. Und die hat eine ohrenbetäubende Lautstärke!
Sie meldet sich immer dann, wenn man sie am wenigsten braucht, z.B. vor wichtigen Terminen. Und dann zieht diese innere Stimme einen richtig runter. „Ich habe das Gefühl, ich werde dann wieder zum Kind, beschreibt es eine Klientin sehr treffend. Dabei bin ich doch eine erwachsene Frau und haben schon viele Erfahrungen gesammelt. Außerdem kenne ich mich auch schon einige Jahre, reflektiere mich regelmäßig selbst und nehme Feedback wichtig und ernst. Und trotzdem ist sie da: die Stimme der Selbstzweifel.
Woher kommt meine negative innere Stimme?
Es gibt eine psychologische Theorie des inneren Kindes. Das „ Innere Kind“ gehört zu einer modellhaften Betrachtungsweise innerer Erlebniswelten, die durch Bücher von John Bradshaw u.a. bekannt wurden. Es bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde. Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.
Nach dieser Theorie haben wir drei Instanzen, die unsere Handlungen beeinflussen:
1. das Sonnenkind,
2. das Schattenkind und
3. unser innerer Erwachsener
Die Selbstzweifel produziert das Schattenkind. Das Schattenkind steht für den verletzten und labilen Anteil unseres Selbstwertgefühls und reagiert darauf mit Schutzmechanismen, die sich über die Jahre bewährt haben. Der psychologisch stärkste Schutz ist die Angst. Wenn Angst aufkommt, aktiviert sich ein bekannter Schutzmechanismus und wehrt das ab, wovor ich Angst habe. So funktioniert das auch mit den Selbstzweifeln, die auch zu den Schutzmechanismen zählen. Ich habe z.B. Angst davor nicht gemocht zu werden, nicht dazuzugehören, nicht weiterzukommen, nicht gut genug zu sein.
Die Selbstzweifel sind eine sehr gut funktionierende Maschinerie meines Geistes. Dieser fängt dann an, innere Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ zu produzieren. Das macht der Geist, um der Angst aus dem Weg zu gehen und den Stress, der durch die Angst entsteht, zu minimieren. Das ist ein ziemlich schlauer Mechanismus des Körpers. Selbstzweifel schützen mich also.
Wie gehe ich am besten mit der inneren Stimme um?
An dieser Stelle laden wir unser Sonnenkind und unseren inneren Erwachsenen ein mit dem Schattenkind in Dialog zu treten. Das Sonnenkind ist dafür da, uns an unsere Stärken zu erinnern und das positive Gefühl zurück in die Situation zu holen. Der innere Erwachsene übernimmt die Verantwortung für unser Handeln.
In unserer Kindheit waren wir, z.B. durch Entscheidungen und Verhaltensweisen der Eltern, vielen Situationen ausgeliefert und konnten nichts daran ändern. Durch unsere Kindheitserfahrungen haben sich unsere Glaubenssätze bis heute manifestiert. Das kann sich z.B. so anhören: „Ich darf mich nur gut fühlen, wenn ich erfolgreich bin.“ Das muss in der Realität nie so gesagt worden sein, aber in unserer inneren Welt hat sich dieser Gedanke durch verschiedene Vorkommnisse selbst gepflanzt und wächst bis heute.
Heute aber sind wir erwachsen und können selbst entscheiden, wie wir handeln und mit uns selbst umgehen möchten.
Ich nehme mein inneres Kind an die Hand!
Das, was mich hemmt frei zu entscheiden, sind meine Schutz- oder Abwehrmechanismen. Ein wirksamer Weg sich frei zu machen von dieser eigenen Hemmung geht über das Bewusstsein. Ich muss lernen meine Glaubenssätze, die meinen Handlungen zugrunde liegen, zu lesen, denn darin zeigen sich meine Schutz- und Abwehrmechanismen. So kann ich das Verhalten meines Inneren Kindes (Stimmen) besser verstehen und ernst nehmen. Durch das bewusste Verstehen erlangt mein innerer Erwachsener die Kontrolle über meine Handlungen. Das macht mich freier. Das heißt nicht, dass ich immer die Kontrolle bewahren werde. Meine inneren Kinder bleiben trotzdem da, aber sie haben nicht mehr so viel unbewusste Macht über mich und meine Handlungen und so kann ich sie als einen Teil von mir akzeptieren. Mit diesen Prozessen beschäftigte sich meine Arbeit mit dir im Schemacoaching.
Was mir beim Bewusstwerden helfen kann:
- 1. Den Fokus mehr auf mich lenken, weniger auf den Vergleich mit anderen
- 2. Achtsam die meine eigenen Gedanken und Gefühle verfolgen
- 3. Mich selbst selbst aus der Meta-Perspektive beobachten
- 4. Mir bewusste Pausen zum Reflektieren oder Meditieren gönnen
- 5. Impulse von außen einholen, z.B. von Familie, Freunden, Kollegen oder im Coaching
- 6. Verantwortung für mich und das eigene Wohlbefinden übernehmen
Ein Perspektivwechsel zum Schluss
Wenn ich nun weiß, dass meine Selbstzweifel eine Schutzfunktion für mich erfüllen, schaffe ich es vielleicht auch sie anstatt zu bekämpfen, ein bisschen mehr wertzuschätzen. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe für mich und sind eine gute Quelle, mich selbst besser verstehen zu lernen.
„The problem with the self-esteem movement is that it measured self-esteem by how positively people felt about themselves. But a true and accurate measurement of one’s self-worth is how people feel about the negative aspects of themselves.”
– Mark Manson;
Das dahinterstehende Mindset:
Sie sollen dich lieben, weil du bist wie du bist und nicht, obwohl du so bist, wie du bist.
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