„Glück und Verstand“

Es steht außer Frage, dass der Mensch seinen Verstand gebrauchen muss, wenn er glücklich sein will. Aber dass Denken und Intelligenz vonnöten sind, um das Glück zu begreifen, bedeutet keineswegs, dass ich zwangsläufig glücklicher bin, wenn ich über die intellektuellen Kapazitäten eines Genies verfüge. Dennoch müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es ein gewisses Maß an Reflexion braucht, um ein erfülltes Leben zu führen; die Disziplin, unsere Neigung zum Hedonismus zu überwinden, und die Weisheit, eine ehrliche Antwort auf die Frage zu geben:

Bin ich glücklich mit dem, was ich tue?

Um diese Frage beantworten zu können, ist zunächst eine genauere Definition vonnöten:

Gibt es das überhaupt, das Glück?

Ist Glück eine Realität oder eine Fiktion?“

„Was bedeutet Glück für mich?

Es geht hier nicht darum, was das Glück im Allgemeinen ist oder was es für andere bedeutet. Entscheidend–ich bin versucht zu sagen, zwingend notwendig–ist, herauszufinden, was Glück für jeden Einzelnen bedeutet. Über das Glück lässt sich nicht streiten. Wenn sich jemand auf den Weg zu einem bestimmten Ort macht, tut er dies meist auf seine eigene Weise. Als ich für mich feststellte, dass ich keine feste Position hatte, was das Glück betrifft, begann ich, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und dachte so lange darüber nach, bis ich schließlich zu einer Haltung fand, die mit meinen übrigen Vorstellungen übereinstimmte und sich harmonisch anfühlte. Du musst eine eigene Position für dich finden. Und es ist so gut wie sicher, dass wir nicht übereinstimmen werden. Aber dass ich meine Überlegungen mit dir teile, kann dir vielleicht dabei helfen, die dunklen Flecken auf dem Weg zu erhellen, den du eingeschlagen hast (meine Hilfe beschränkt sich dabei auf den einen oder anderen Berührungspunkt).“

Glück entsteht niemals dadurch, dass man vor etwas davonläuft oder sich gar in die Vergangenheit flüchtet.“

Der erste Schritt zu unserem persönlichen Glücksfaktor muss sein, uns darüber klarzuwerden, was Glück für uns bedeutet, uns aggressiv mit unseren Zweifeln, unseren Konditionierungen und unseren Widersprüchlichkeiten zu beschäftigen.
Uns bis zum Ende auf diese Suche einzulassen–das heißt, für immer.


Ganz gleich, wie unsere persönliche Definition von Glück aussieht: Glück hat mit bedingungsloser Kompromisslosigkeit dem eigenen Leben gegenüber zu tun.

Kompromisslosigkeit bei der ganz persönlichen, nicht übertragbaren Suche nach dem eigenen Weg. So persönlich und nicht übertragbar wie das Glück selbst.

Ich kann teilen, was ich habe …

Ich kann dir sagen, was ich empfinde …

Ich kann etwas für dich tun …

Ich kann mich entscheiden, in meinen glücklichsten Momenten mit dir zusammen zu sein.

Aber mein Glück kann ich nicht teilen.

Auch wenn es mir leidtut … Ich kann dich nicht glücklich machen.

 

 

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